Kognitiv gesund durch kreatives Schreiben

kognitiv gesund durch kreatives schreiben

Kognitiv gesund durch kreatives Schreiben

Stimmt es, dass Sie mithilfe kreativer Schreibtechniken selbst in der Lage sind, Ihre geistige Gesundheit zu fördern und dem geistigen Verfall entgegenzuwirken? Vertraut man den Ergebnissen neurowissenschaftlicher Studien,

  • stärkt regelmäßiges Schreiben die Neuroplastizität des Gehirns,
  • regt die Bildung von neuen neuronalen Verbindungen an und
  • aktiviert verschiedene Hirnregionen für Feinmotorik, Sprache, Planung und kreatives Denken.
  • Besonders bemerkenswert sind die Befunde, dass kreative Schreibaktivitäten sowohl das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit verbessern
  • als auch als präventive Maßnahme gegen Demenz wirken können.

Wie Schreiben unser Gehirn formt und stärkt

Die moderne Neurowissenschaft liefert fundierte Erkenntnisse darüber, wie Schreiben die Gehirnstruktur beeinflusst. Kreatives Schaffen aktiviert und stärkt die neuronalen Netzwerke in unserem Gehirn erheblich. Bildgebende Studien mit Magnetresonanztomografie (MRT) zeigen auf, dass man durch kreative Tätigkeiten wie das Schreiben mehr graue Substanz im Gehirn entwickelt. Diese grundlegende Fähigkeit des Gehirns, neue Verbindungen zu bilden und bestehende zu stärken, lässt sich durch regelmäßiges Schreiben fördern.

Effizienz steigern

Beim Schreiben aktivieren Sie zahlreiche Hirnregionen gleichzeitig, die für Funktionen wie Feinmotorik, Sprachverarbeitung, Planung und kreatives Denken zuständig sind. Die einzelnen Regionen arbeiten perfekt synchronisiert zusammen. Je mehr Sie also schreiben, desto effizienter arbeitet Ihr Gehirn, da Sie die beteiligten neuronalen Bahnen stärken und optimieren.

Wundermittel: Handschrift

Besonders interessant ist auch, wie sich handschriftliches und digitales Schreiben unterscheiden: Studien zeigen, dass das Schreiben von Hand die Merkfähigkeit stärkt und Gehörtes besser verarbeitet wird. Das haptische Erlebnis von Papier unterstützt unser Gedächtnis dabei, Wörter im Raum zu verorten und schafft zusätzliche Gedächtnisanker.

Das Gedächtnis verbessern

Die kognitiven Vorteile des kreativen Schreibens sind wissenschaftlich gut dokumentiert, und sie sind vielfältig. Studien belegen, dass wir durch kreative Tätigkeiten die Verbindungsfähigkeit zwischen den Hirnarealen verbessern, was zu einer erhöhten kognitiven Flexibilität führt. Das bedeutet, wir können Probleme auf neue Weisen lösen und Informationen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten: Dies zählt zu den Schlüsselfaktoren, wenn es darum geht, bis ins hohe Alter geistig beweglich und anpassungsfähig zu bleiben.

Kreativ gegen Stress vorgehen

Forschungsergebnisse zeigen außerdem, dass wir durch Journaling und kreatives Schreiben kognitive Ressourcen für andere wichtige mentale Prozesse freisetzen können, indem wir uns effektiver mit Stress auseinandersetzen.

Zusätzlich trainieren wir durch das Schreiben gezielt unsere Konzentrationsfähigkeit, indem wir uns intensiv mit einem Thema beschäftigen. Dadurch lernen wir, die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken. Dieser Fokus aktiviert wichtige Denkprozesse wie das Analysieren, Vergleichen und Einordnen und gibt dem Denken eine klare Struktur. Und nicht zu vergessen: Wenn wir regelmäßig schreiben, verbessern wir unseren Wortschatz, stärken unser Sprachgefühl und trainieren unser kritisches Denken, da wir genau hinsehen, beobachten und das Gesehene in präzise Sprache übersetzen müssen. Wir heben Begriffe aus Ihrem passiven Wortschatz hervor und nutzen sie aktiv.

Emotionale Regulation und Stressabbau

Die wegweisenden Studien von James Pennebaker (2004) belegen die emotionalen und psychologischen Vorteile des Schreibens. Er konnte feststellen, dass expressives Schreiben bei einem signifikanten Prozentsatz der Proband:innen dazu führte, dass sich ihr emotionales Befinden erheblich verbesserte. Besonders bemerkenswert war, dass die Gruppe von Studierenden, die über traumatische Erlebnisse schrieb, im Nachgang weniger medizinische Betreuung benötigte.

Ein weiterer faszinierender Aspekt war die Wirkung des Perspektivenwechsel beim Schreiben. Wenn Proband:innen beispielsweise von der Ich-Perspektive zur dritten Person (er/sie) wechselten, konnten sie mehr Abstand zum Geschehen aufbauen und damit neue Umgangsformen und veränderte Glaubenssätze ableiten. Eine Meta-Studie von Lai et al. (2023) zeigte zudem, dass „positives Schreiben“ sich positiver auf die Stimmung auswirkt und dabei hilft, positive Bedeutung und Sinn im Erlebten zu entdecken, während „expressives Schreiben“ mehr kognitive Veränderungen wie Einsicht in Zusammenhänge bewirkt. Daraus lässt sich ableiten, dass sich kreatives Schreiben auch als Mittel der Selbsterhaltung nutzen lässt, als Werkzeug, das uns hilft, Erschöpfung und Stress aktiv zu begegnen.

Prävention kognitiven Verfalls und Demenz

Die Forschung zeigt schließlich auch eindrucksvoll, dass kreative Tätigkeiten wie das Schreiben eine entscheidende Rolle spielen können, um das Demenzrisiko zu senken. Kreatives Schreiben und das Lesen von Literatur bieten erhebliche Vorteile für die Gesundheit des Gehirns, da wir durch diese Aktivitäten den Gebrauch der Sprache und die Vorstellungskraft fördern. Das wiederum trägt dazu bei, neuronale Verbindungen zu stimulieren. Das Schreiben dient als geistige Übung, die uns hilft, Emotionen zu verarbeiten und Stress abzubauen. Beide Aspekte helfen dabei, das Demenzrisiko zu senken.

  • Regelmäßiges Schreiben verbessert die geistige Leistungsfähigkeit.
  • Menschen, die viel schreiben, entwickeln besser vernetzte Hirnstrukturen.
  • Das Schreiben fördert nicht nur Kreativität, sondern stärkt auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen.

Lebenslanges Lernen und gesundes Altern

Ein Ermutigende ist, dass wir kreatives Schreiben in jedem Lebensalter erlernen und praktizieren können. Die Neuroplastizität unseres Gehirns ermöglicht es Menschen jeden Alters, neue Fähigkeiten zu entwickeln und von den kognitiven Vorteilen des Schreibens zu profitieren. Es gibt keine Altersgrenze für das Entwickeln von kreativen Schreibfähigkeiten. Während das Gehirn altert, kann regelmäßiges Schreiben als präventive Maßnahme wirken und uns helfen, kognitive Reserven aufzubauen und zu erhalten. Es ist deshalb nie zu spät, mit dem Schreiben zu beginnen und von seinen neuroprotektiven Effekten zu profitieren.

Wollen Sie Ihre analogen Kreativitätstechniken auffrischen und etwas für Ihre geistige Gesundheit tun? In den Schreibatelier-Workshops zum Thema „Kreatives Schreiben“ erwarten Sie praktische Werkzeuge, inspirierende Impulse und ein reger Austausch mit Gleichgesinnten.

Bleiben Sie neugierig und kreativ. Ihr Gehirn wird es Ihnen danken!

Ich freue mich auf Sie!

Dr. A. – Heidemaria Abfalterer – Schreibatelier Tirol

Quellen und weiterführende Links:

  1. https://www.psgz.ch/news/kreativitat-verbessert-kreativ-sein-die-gesundheit/
  2. https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/kreativitaet-mehr-als-nur-kunst/
  3. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7075500/
  4. https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/8292340/full.pdf
  5. https://zeitlupe.ch/magazin/ratgeber-gehirn/gluecklich-und-mental-stark/
  6. https://www.dementiatest.care/de/blog/der-einfluss-von-kunst-und-kreativität-auf-die-verringerung-des-demenzrisikos
  7. https://www.burnoutpraxis-berlin.de/tagebuch-schreiben-wie-journaling-dabei-helfen-kann-stress-angst-und-depression-zu-lindern/
  8. https://markus-coenen.de/die-macht-des-schreibens/
  9. https://www.psy.ch/psychische-gesundheit/
  10. J. W. Pennebaker: Writing to Heal: A guided journal for recovering from trauma & emotional upheaval. New Harbinger Publications, Inc, 2004, ISBN 1-57224-365-1, S. 176.
    deutsch: Heilung durch Schreiben: Ein Arbeitsbuch zur Selbsthilfe. 2. Auflage. Hogrefe AG, 2019, ISBN 978-3-456-85976-7, S. 184.