Vor zwei Wochen war ich auf einem Klassentreffen. Eine Zeitreise. Plötzlich sitzt man wieder mit den Klassenkolleg:innen von damals zusammen. Es fühlt sich gleichzeitig vertraut und fremd an. Die eine erinnert sich an dies, der andere an komplett etwas anderes. Ich erinnere mich leider – im Vergleich zu den anderen – nicht mehr an sehr viel. Alle konnten sich aber daran erinnern, dass ich ein „wahnsinniger“ Eishockeyfan gewesen bin, als wir gemeinsam die vierjährige Fachschule für Malerei an der HTL in der Trenkwalderstraße in Innsbruck besuchten. Und sie wollten natürlich wissen, was aus dieser Leidenschaft geworden ist.
ECR & IEV-Fan Nr.1
Ich musste sie enttäuschen. Mit dem Eishockey-Sport hatte ich eigentlich nicht mehr viel zu tun. Aus der Zeit war nur noch meine Lieblingszahl, die Nummer 23 übrig geblieben, die das Trikot meines favorisierten Spielers Viktor Shalimov zierte.
Warum nicht über Eishockey schreiben?
Allerdings, als mir mein ehemaliger Deutschlehrer die Hand gibt, fallen mir meine Aufsätze ein, die ich für die Schule geschrieben habe. Das Schreiben von Texten ist mir grundsätzlich immer schon leichtgefallen. Es half mir, Dinge klarer zu sehen, mit Problemen fertig zu werden (vgl. Blog: Schreiben für die Seele). Das Besondere an diesem Schreiben für die Schule war jedoch: Egal, um welches Thema es sich handelte, ich schaffte es jedes Mal, in irgendeiner Form über Eishockey zu schreiben.
Ein Aufsatz für die Schule – mit Dachmetapher
Mein Deutschlehrer hat es toleriert. Vermutlich hat er die kreative Leistung (an)erkannt, die dahintersteckte. Eishockey wurde – aus heutiger Sicht – sozusagen zu meiner „Dachmetapher“. Alles in meinem Leben als Schülerin ließ sich damit in Verbindung bringen. Zumindest im Vergleich bzw. als sprachliches Bild. Und ich hatte einen unglaublichen Spaß daran. Es forderte mich zwar jedes Mal auf’s Neue heraus, den entscheidenden Haken (um das Thema) zu machen, den gegnerischen Spieler (Prof. O. K.) zu überspielen und den Puck ins Tor zu katapultieren (den Aufsatz als Hausübung oder Schularbeit abzugeben). Der Nervenkitzel, dafür zwei Minuten auf die Bank geschickt zu werden (also eine negative Note zu kassieren), bremste mich nicht. Im Gegenteil: Er spornte mich zu kreativen Höchstleistungen an. Wobei ich nicht sicher bin, ob die Aufsätze wirklich so gut waren, wie sie mir damals beim Schreiben in der Schule vorgekommen waren.
Gemeinsam den Erfolg feiern
Prof. O. K.‘s größte Leistung war sicher, dass er mich mit einer für einen Lehrer untypischen Gelassenheit gewähren ließ. Über den Dingen stehend. Er spürte meine Begeisterung für das Schreiben und wollte vielleicht nicht den Fehler machen, mir diese zu nehmen, indem er kritisiert und mich schlecht beurteilt. Das rechne ich ihm hoch an. Heute weiß er, dass er in meinem „Fall“ alles richtig gemacht hat. Als ich ihm erzähle, dass ich Germanistik, Philosophie und Psychologie auf Lehramt studiert, über ein Jahrzehnt lang unterrichtet habe und heute als selbständige Texterin arbeite, fühlt es sich für uns beide an, als hätte die Innsbrucker Eishockey-Kampfmannschaft gerade den Meistertitel geholt.